Eine Analyse des Auftretens des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder

Autoren: Rhaksmey Kreng, Sina Wiltberger, Mara Wengel

Politiker. Personen des öffentlichen Lebens. Im Zeitalter der Digitalisierung bedeutet dies für Politiker vor allem eines: Sie müssen mithalten können. Die neuen, durch die Digitalisierung verursachten gesellschaftlichen Standards verlangen ein Auftreten am Zahn der Zeit, einen angemessenen Umgang mit sozialen Medien und dergleichen.

 

Schon immer war es für Politiker essenziell, sich zwar ihres hohen Amts entsprechend zu präsentieren, gleichzeitig aber auch ein gewisses Charisma auszustrahlen, das sie als Person interessant und nahbar macht. Schon in den 1970er Jahren befasste sich der amerikanische Soziologe Richard Sennett in seinem Buch “Verfall und Ende des öffentlichen Lebens” mit den Attributen, die Politiker für Wähler unwiderstehlich machen sollten. Seine Konzepttheorie dient uns im Folgenden als unterstützender Gedanke, der sich auch auf das “Öffentliche Sein” von Politikern des 21. Jahrhunderts anwenden lässt. 

Die Auseinandersetzung mit der Frage: “Wie wirkt sich das öffentliche Bild eines Politikers auf Social-Media-Kanälen auf seine Beliebtheit aus?”, soll uns Antworten darauf geben, welche generelle Relevanz die digitale Präsenz eines Politikers heutzutage besitzt, welche Auswirkungen sie u.a. auf die Wahlentscheidung haben kann u.v.m. .

Im Rahmen dieses Forschungsprojektes widmen wir uns exemplarisch nur einem bestimmten Politiker. Anhand der ausführlichen Analyse einer auf YouTube veröffentlichten Videobotschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder erörtern wir, mit welchen Stil- und technischen Mitteln es ihm gelingt, eine Person zu verkörpern, die sich ganz kontrolliert auf der Grenze zwischen Öffentlichkeit und Privatheit bewegt.

Steckbrief

Name:Markus Söder
Geburtsdatum:05.01.1967
Geburtsort:Nürnberg / Bayern
Staatsangehörigkeit:Bundesrepublik Deutschland
Beruf:CSU-Parteivorsitzender seit 2019, Bayerischer Ministerpräsident seit 2018,

Mitglied des Landtages seit 1994, Jurist, Journalist
Familienstand:verheiratet, vier Kinder

Die Theorie dahinter...

Richard Sennett spricht in “Verfall und Ende des öffentlichen Lebens” von einer persönlichkeitszentrierten Politik. Ein ausgeprägtes Charisma des Politikers lenkt von den eigentlichen, z.T. entzweienden Fragen ab und beruhigt die Wählerschaft. Anders als man es vielleicht vermuten würde, resultiert die Stärke einer Person nämlich aus ihren Empfindungen und nicht aus ihrem Handeln. D.h. die Aufmerksamkeit der Menschen liegt nicht etwa alleinig auf den eigentlichen Handlungen eines Politikers. Sie fokussiert sich vielmehr auf die Emotionen und Gefühlsregungen, die öffentlich preisgegeben werden, also auf das, was den Politiker als Menschen näher definiert. Es handelt sich hierbei um die Macht der Persönlichkeit. Die Legitimität des Politikers ergibt sich für die Menschen weiterhin aus seinen politischen Beweggründen. Mit einer mal mehr, mal weniger natürlichen aufgeschlossenen Art werden sich Autorität und Vertrauen gesichert. Beides Eigenschaften, die sich bei der Bewältigung schwieriger Situationen als sehr hilfreich erwiesen haben. Umso mehr sich die Wähler mit einem Politiker identifizieren, desto stärker lässt ihr Sinn für Rationalität nach. 


Analyse

1. Inhalt und Präsentation

In der Videobotschaft von Markus Söder an die BürgerInnen Bayerns stellt der Ministerpräsident Bayern als das „beste Bundesland“ Deutschlands dar. Bayern sei das finanzstärkste Bundesland mit einer Helferrolle, die durch Länderfinanzausgleich durchgeführt wird. Aus seiner Sicht wünscht Bayern sich mehr Respekt für das altruistische Handeln, mit dem Bundesländer wie Berlin „über Wasser gehalten“ werden. Deutschland sei gespalten und es sei von höchster Bedeutung „Brücken zu bauen“ und „Gräben zuzuschütten“, um links- und rechtsradikale Gruppierungen zu bekämpfen. Deutschland brauche klare Ziele um Stabilität zu erreichen. Bayern nehme hier eine Vorbildfunktion an. Das Bundesland stehe für Freiheit und einhergehende Sicherheit, aber auch für Innovation und Tradition. Söder stellt Bayern als Musterland der Demokratie dar.

2. Narration und Dramaturgie

Söder beginnt mit einem Lob bzw. „Verherrlichung“ des bayerischen Bundeslandes. Er hebt Bayern von anderen Bundesländern ab und stellt andere Bundesländer wie Berlin „schlechter“ dar. Bayern nimmt außerdem eine Helferrolle im Bundesstaat an, da es wirtschaftlich so stark ist und finanzschwachen Bundesländern durch den Länderfinanzausgleich unterstützt. Das unterstützt das Narrativ, dass Bayern das „beste“ Bundesland ist.

Anschließend spricht Söder die gesamtdeutsche Situation an und behauptet, dass Deutschland gespalten sei. Er beteuert, dass es wichtig sei, diese Spaltung zu minimieren. Er impliziert, dass andere Bundesländer sich ein Vorbild an Bayern nehmen sollten, da das Bundesland für Freiheit und Sicherheit, sowie für Innovation und Tradition steht.

Die Videobotschaft richtet sich wahrscheinlich an die BürgerInnen Bayerns. Durch das Narrativ soll ein Gefühl von Stolz erzeugt werden.

Söder beginnt seine Botschaft mit „Bayern ist das schönste Land, Bayern ist das stärkste Land, Bayern funktioniert“ und „kein Bundesland ist so erfolgreich wie Bayern“. Auf Basis dieser überspitzten Aussagen fühlen sich auf der einen Seite die Bayern sehr stolz und identifizieren sich mit dem Bundesland, auf der anderen Seite wirkt dies für andere Bundesländer diskriminierend und arrogant. Diesen Effekt verstärkt er auch durch die indirekte Anschuldigung, dass Bayern nicht genug Respekt für die finanzielle Unterstützung durch den Länderfinanzausgleich erhalte und nennt explizit das Bundesland Berlin, welches besonders von Bayern „über Wasser gehalten“ wird. Diese Aussage kann Wut oder Verachtung von bayerischen BürgerInnen gegenüber anderer Bundesländer hervorrufen. Sie bekommen das Gefühl, dass andere Bundesländern diese Hilfe nicht schätzen. Markus Söder grenzt Bayern von anderen Bundesländern stark ab und stärkt dadurch das „Us“- and „Them“ -Bewusstsein.

Der bayerische Ansatz sei die Lösung für bundesweite Probleme der Spaltung. Durch Metaphern wie „Brücke bauen“ und „Gräben zuschütten“ bewirkt er ebenfalls ein Gefühl des Zusammenhalts und unterstützt hier erneut das Narrativs der bayerischen Helferrolle und in Deutschland. Im letzten Teil zählt Söder mehrere Charakteristiken Bayerns auf und stellt bewusst folgende Begriffe gegenüber: Freiheit und Sicherheit, sowie Innovation und Tradition. Söder behauptet, dass die bayerische Identität sich aus diesen sich gegenüberstehenden und sich oft ausschließenden Begriffen zusammensetzt. Begriffe wie „Freiheit“ und „Tradition“ sind besonders emotional aufgeladen. Die bayerische Identität geht durch Innovation nicht verloren, sowie die Freiheit der BürgerInnen nicht durch Sicherheit verloren geht. Diese Aussagen lösen ein Gefühl der Geborgenheit der bayerischen BürgerInnen aus.

3. Figuren und Akteure: als Handlungs- und Funktionsträger, repräsentieren Rollen, Identitätsbildung

Markus Söder ist der einzige Akteur in der Videobotschaft. Er wurde im März 2018 zum Ministerpräsidenten gewählt. In seiner Videobotschaft vertritt er sein Bundesland und nimmt eine starke Führungsrolle ein mit klaren Zielvorstellungen. Er repräsentiert den Erfolg Bayerns und nimmt eine Vorbildfunktion für andere Bundesländer ein. Er grenzt sich von anderen Bundesländern ab um die bayerische Identität zu stärken.

4. Ästhetik und Gestaltung

Markus Söder steht alleine im Bild vor/ in einem wahrscheinlich historischem Gebäude in Bayern. Die Aufnahme entsteht tagsüber und draußen mit natürlichem Licht. Im Hintergrund ist auf der linken Seite eine Gebäude mit einer Kuppel zu sehen; hinter Söder stehen mehrere grüne Bäume dicht aneinander. Die Zuschauenden bekommen das Gefühl, dass Söder direkt vor Ihnen steht. Außerdem bekommen sie eine Idee “vom schönen Bayern”, da das Bild die Natur und einen Teil der Geschichte Bayerns abbildet. Er steht nicht komplett mittig Bild; eher rechts vom Zuschauer aus gesehen. Das Bild ist hell und die Kamera ist auf Söder fokussiert, sodass der Hintergrund nur verschwommen zu sehen ist. Nur der Oberkörper des Ministerpräsidenten ist auf der Aufnahme zu sehen. Sein Gesicht und seine Haltung sind klar zu erkennen. Seine Körperhaltung ist aufrecht, bestimmt und selbstbewusst und sein Blick geht direkt in die Kamera. Es handelt sich um eine starre Aufnahme ohne Kamerabewegung. Söders Sprache ist klar, professionell und verständlich. Außerdem trägt er eine Tracht, traditionelle Kleidung Bayerns, statt beispielsweise eines Anzugs.

 

Die Ästhetik und Gestaltung der Videobotschaft unterstützt das Narrativ, dass Bayern das schönste und erfolgreichste Bundesland Deutschlands ist. Das historische Gebäude und die Landschaft im Hintergrund, sowie das helle natürliche Licht strahlen Wärme und Schönheit aus. Der Hintergrund löst beim Zuschauer ein Gefühl von Wärme aus. Der Hintergrund bestärkt Söders Aussage, dass bayerische Traditionen geschützt werden. Dies untermalt er auch mit der Entscheidung in seiner Tracht aufzutreten. Er identifiziert sich mit bayerischer Kultur und stellt einen persönlichen Bezug her, indem er bürgerlich gekleidet auftritt anstatt professional im Anzug. Er erweckt den Eindruck, dass er den BürgerInnen seines Bundeslandes sehr nahe steht. Seine Stimme ist ruhig aber klar und er benutzt einen für jeden verständlichen Sprachgebrauch. Trotzdem erscheint er professionell und ist überzeugt, dass seine Aussagen der Realität entsprechen. Dies unterstreicht ebenfalls die Kameraführung. Sie ist auf seinen Oberkörper fokussiert und starr, sodass die BetrachterIn den Eindruck bekommt, direkt vor ihm zu stehen. Seine Körperhaltung, Sprache, Mimik und Gestik bestärken seine Aussagen; sie sind bestimmt und sehr selbstbewusst. Söder strahlt Stolz und Zielstrebigkeit  aus, welche sich inhaltlich wiederspiegeln.

Zusammengefasst unterstreicht die Darstellung Söders seine inhaltlichen Anhaltspunkte – er grenzt sich von anderen Bundesländern ab, indem er seine Tracht trägt und sich vor einem historischen Gebäude befindet. Er möchte durch die bildliche Gestaltung einen engen Bezug zur bayerischen Bevölkerung darstellen, in dem Stolz, Erfolg und Zielstrebigkeit eine große Rolle spielen.

Kontext

Zur Veröffentlichung des Videos am 01.09.2018 befand sich das Bundesland Bayern in der Wahlkampfphase, welche in der Landtagswahl Bayerns und Bezirkstagswahl am 14.10.2018 gipfelte. Spitzenreiter jener Wahl mit 37,2% war die CSU, gefolgt von den Grünen mit 17,6%.

Bei der Bundestagswahl im Vorjahr (2017) schnitt die CSU vergleichsweise schlecht ab, wodurch der Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) unter anderem im Dezember 2017 auf seine Spitzenkandidatur bei Bayerns bevorstehender Landtagswahl 2018 verzichtete. Söder wurde später zum neuen Spitzenkandidaten sowie zum bayerischen Ministerpräsidenten gewählt.

Söder tritt in dieser Videobotschaft somit als Vertreter der CSU auf und setzt sein Augenmerk sowohl auf die Vorzüge Bayerns als auch auf Ziele, die er und die CSU in Zukunft erreichen möchten. 

Feedback auf YouTube

Zuerst ein paar Kennwerte für den groben Überblick (Stand: 07.08.2020): Das Video wurde am 01.09.2018 auf dem YouTube-Kanal des Bundeslands “Bayern” veröffentlicht und seitdem 4.917 mal aufgerufen. Bei rund 9,5 Millionen Wahlberechtigten, die sich also potenziell für Videos wie solche interessieren sollten, ist das ein minimaler Anteil. Zudem gab es im Jahr 2018 600.000 Erstwähler, die als Teil der Generation der Digital Natives sehr vertraut mit der Videoplattform YouTube sein müssten und auch mit großer Wahrscheinlichkeit auf das Video hätten stoßen können.

Söders Videobotschaft zählt insgesamt 82 “Likes” und 52 “Dislikes”. 

Der Mehrheit der Personen, die eine Bewertung mithilfe eines Daumens abgegeben haben, gefällt demnach das Video. Außerdem wurde das Video von 18 Personen kommentiert. Die meisten Kommentare wurden vor einem Jahr geschrieben und die jüngsten erst vor einem Monat diesen Jahres. 

Die deutliche Mehrheit äußerte sich negativ und empfand Söder als unsympathisch, arrogant und meint Hochmut in seinem Verhalten zu erkennen. „Halt den Ball flach, Söder!” – so endet eines der vielen kritischen Kommentare unter der Videobotschaft des Politikers. Daran ist zu erkennen, dass die „Ode an Bayern”, die Söder in einem gewissen Maße illustriert, für einige Menschen schlicht zu viel des Guten sind. Ja, der Politiker soll viel von sich preisgeben, Emotionen zeigen und Meinungen äußern. Geht er dabei allerdings zu sehr ins Extreme oder stellt sich gar über andere Personen, folgen daraus Reaktionen, wie eben aufgeführt. Einige YouTube-Nutzer fühlten sich sogar dazu verpflichtet, einen Faktencheck zu machen und ihre Erkenntnisse zu teilen, um darauf Aufmerksam zu machen, dass Söder die „Heldentaten” des Landes Bayern wohl etwas romantisiert. So weisen einige Kommentare daraufhin, dass Bayern ehemals ebenso für eine sehr lange Zeit ein „Nehmer-/Empfänger-Land” war und vom Länderausgleich profitierte und lediglich dadurch der Wandel vom „Agrarland zum Technologieland” möglich war. “Für die gegenseitige Hilfe sei die nationale Einheit da – die Stärkeren helfen den Schwächeren”. Es sei gerechtfertigt anzusprechen, sofern er sich ungerecht behandelt fühle, aber „mehr Respekt” zu erwarten, so Söder, wurde in den Kommentaren als übertrieben aufgenommen. Der finale Satz dieses Kommentars wies daraufhin, dass Söder das Land damit nicht „spalten” solle!

Es wurde außerdem geäußert, dass „Söder alles tun würde (ohne zu zögern) um seine Macht zu erhalten – auch mit anderen (rechtsextremen) Politikern wie Höcke und Gauland koalieren”. Dieselbe Person schrieb Söder zu, die AfD hoffähig gemacht zu haben. Söders Formulierung „Bayern ist das schönste Land” anstelle „ein schönes Land” wurde als unsympathisch aufgefasst. Einige Kommentare merkten an, dass Bayern durchaus ein „tolles Land“ (unter anderem mit christlichen Werten) sei, Söder jedoch nicht ein ebenso „toller” Ministerpräsident.

Die vereinzelt positiven Kommentare waren „Fans” Söders und stimmten ihm vollkommen zu und „waren glücklich, ihn als Ministerpräsidenten zu haben”.

Fazit

Söder richtet sich mit der Videobotschaft direkt an das bayerische Volk und die Wählerschaft. Das knapp 2-minütige YouTube-Video ist ein neuer und moderner Weg mit eben dieser Wählerschaft zu kommunizieren und eventuell sogar jüngere Zielgruppen zu erreichen.


Im Hinblick auf die Frage, wie sich das öffentliche Bild eines Politikers auf Social-Media-Kanälen auf seine Beliebtheit auswirkt, wird deutlich, dass Söder sowohl optisch als auch inhaltlich dem bayerischen Volk nah sein möchte. Er präsentierte sich als “normaler” bayerischer Bürger – ganz ohne Anzug, geschwollene Sprache oder andere “Hingucker”. Er wirkt privat, steht jedoch in der Öffentlichkeit. Seine ruhige Art strahlt zusätzlich Sicherheit und Sympathie aus. Ganz im Sinne Sennetts wirkt Söders Auftreten demnach beruhigend. Söder zeigt Charisma, welches (wie wir wissen) einen hohen Stellenwert hat und mindestens ebenso wichtig wie das Handeln des Politikers ist. Mit dem Lob oder sogar der Verherrlichung des eigenen Bundeslands schafft er eine Atmosphäre in welcher er sowie die Bürger stolz auf sich und ihr Bundesland sein können – ein Gemeinschaftsgefühl. Die Missstände bzw. “Baustellen” der Republik, die er anschließend anspricht wirken plausibel – eine Aufforderung, ein Anreiz – die CSU, Söder und man selbst, als Wähler, könne dem gemeinsam entgegenwirken und Probleme lösen, denn Bayern weiß wo es anzusetzen gilt. Die ästhetische Gestaltung des Videos, mit Augenmerk auf Natur und Tradition verdeutlichen Bayerns Werte und Söders Nähe zu Volk und Wählerschaft.


Neben inhaltlichen Botschaften, die kommuniziert werden sollten, stellt Söder vor allem eine Bindung zu den Zuschauern her. Ein Gefühl, man könne ihm vertrauen, man sei in guten Händen, die Ziele werden gesehen, angepackt, aber dennoch bleibt Bayern traditionell, stark und ein Vorbild sowie ein Helfer für alle anderen. Ob das jedoch bei den Zuschauern genauso aufgefasst wurde wie geplant?

 

Bewertet man die Resonanz zu Söders Videobotschaft anhand der Likes und Kommentare, so halten sich die positiven als und negativen Stimmen im Durchschnitt die Waage. Die positiven Likes überwiegen den negativen und die negativen Kommentare den positiven. Likes lassen sich intuitiver, aber möglicherweise unbedachter abgegeben; Kommentare werden im Gegensatz meist geschrieben, wenn man eine sehr starke Meinung oder Ansicht vertritt, die man dringend kundtun möchte.

 
Darüber, wie man die Zahl der Likes und Kommentare interpretieren möchte, lässt sich also streiten. Einer von vielen Interpretationsansätzen ist die Vermutung, dass Bayer und Nicht-Bayer sich in der Bewertung Söders sehr unterscheiden könnten. Einheimische Bayerns identifizieren sich sehr wahrscheinlich eher mit Söders auftreten und teilen seinen Landesstolz. Menschen aus anderen Bundesländern wiederum könnten sich eher ausgeschlossen oder sogar beleidigt fühlen und deshalb eine gewisse Antisympathie gegen den Politiker entwickeln. Da letztere Personen aber keine Auswirkungen auf die Wahlergebnisse des Landes Bayern haben, kann Söder gut mit diesen Kritikern leben. Letztendlich ging es ihm bei dieser Wahl um die bayerischen Wähler – der Rest war nur ein Kollateralschaden.
Fest steht, dass Söder eine private, menschliche Komponente in seiner öffentlichen Videobotschaft verkörpert, welche sich ohne Frage auf seine Beliebtheit auswirkt – aber in welche Richtung? Das ist natürlich individuell, variiert von Person zu Person, bleibt jedem selbst überlassen und spiegelt sich in der folgenden Wahl wider! Zur Erinnerung: Spitzenreiter der Landtagswahl Bayerns im Jahr der Veröffentlichung des Videos war die CSU mit Söder als Spitzenkandidat.


Quellenangaben

Bild Söder: © MSC / Mueller 

https://securityconference.org/mediathek/asset/markus-soeder-1930-15-02-2019/ [Abruf am 26.09.2020]

Buchcover: Sennett, R. (2004). Verfall und Ende des öffentlichen Lebens: Die Tyrannei der Intimität (14. Aufl.). Fischer Taschenbuch
https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/715C41tlZuL.jpg 
[Abruf am 26.09.2020]

Bild Kontext: © Sven Hoppe / dpa

https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_84323786/spd-hoehnt-ueber-wuetende-csu-mit-der-aktion-haben-sie-vor-allem-uns-gepusht-.html
[Abruf am 26.09.2020]

YouTube-Screenshots (Google Germany GmbH): Videobotschaft von Ministerpräsident Dr. Markus Söder – Bayern. Bayern. 01.09.2018. –

Online: https://www.youtube.com/watch?v=Kh3ZeA4ejb8
[Abruf am 26.09.2020]